Nebennierenschwäche: Ursachen, Symptome & natürliche Behandlung bei Mensch und Hund

Nebennierenschwäche (engl. „Adrenal Fatigue“, auch Nebennierenerschöpfung) bezeichnet einen Zustand, bei dem chronischer Stress, erhöhte Cortisolwerte und eine Überlastung der Nebennierenrinde den Hormonhaushalt aus dem Gleichgewicht bringen.

Die Symptome können Müdigkeit, Antriebslosigkeit, Stressanfälligkeit, Schlafprobleme und eine reduzierte Immunabwehr umfassen. Diese Herausforderung betrifft nicht nur Menschen, sondern auch Hunde.

Der Schwerpunkt bei der Behandlung von Nebennierenschwäche sollte nicht auf stimulierenden Mitteln liegen - sondern auf

  • Ernährung
  • Mineralstoffbalance
  • Schlaf
  • und natürlichen Mikronährstoffen

Hier ist eine Zusammenfassung der wichtigsten natürlichen Empfehlungen, anwendbar auf Menschen wie auch Hunde.

Ursachen und Symptome

Ursachen von Nebennierenschwäche

  • Hauptauslöser: Chronischer Stress
  • Ständig hohe Cortisolspiegel durch psychische oder körperliche Belastungen überlasten die Nebennieren als Produzenten von Cortisol
  • Erschöpfung der Nebennieren führt zu Energiemangel, hormonellen Dysbalancen und Immunschwäche

Symptome von Nebennierenschwäche

Bei Menschen auffällige Symptome:

  • Ständige Müdigkeit und Erschöpfung
  • Schwächegefühl, vor allem morgens
  • Niedriger Blutdruck und Schwindel beim Aufstehen
  • Schlafstörungen (Ein- und Durchschlafprobleme)
  • Starkes Verlangen nach salzigen oder süßen Lebensmitteln
  • Konzentrations- und Gedächtnisprobleme
  • Reizbarkeit, Nervosität und erhöhte Stressanfälligkeit
  • Schwaches Immunsystem (häufige Infekte)
  • Verminderte Leistungsfähigkeit
  • Muskel- und Gelenkschmerzen
  • Verminderter Antrieb und Lustlosigkeit

Bei Hunden auffällige Symptome:

  • Antriebslosigkeit und Müdigkeit: Der Hund wirkt matt, schläft mehr und zeigt weniger Interesse an Aktivitäten
  • Verminderte Belastbarkeit: Bereits geringe Bewegung führt zu schneller Erschöpfung
  • Appetitveränderungen: Manchmal frisst der Hund weniger oder wird „wählerisch“
  • Gewichtsverlust trotz normalem Fressen
  • Kraftverlust, manchmal Muskelschwäche.
  • Vermehrter Durst und häufigeres Wasserlassen
  • Dünnes, stumpfes oder ausfallendes Fell
  • Empfindlichkeit gegenüber Stress: Der Hund reagiert schneller ängstlich oder gereizt
  • Häufigere Infekte und schlechte Wundheilung: Das Immunsystem ist geschwächt
  • Verdauungsprobleme: Durchfall, Erbrechen oder unregelmäßiger Kotabsatz

Natürliche Behandlung: Fokus auf Ernährung, Stressreduktion, erholsamen Schlaf und natürliche Mikronährstoffe

Bei der ganzheitlichen Therapie sollten konzentrierte Stimulanzien vermieden werden. Stattdessen stehen folgende Faktoren im Mittelpunkt:

1. Ernährung als Fundament für die Nebennieren

Eine gezielte Ernährungsweise ist das Fundament für Regeneration und Funktion der Nebennieren, sowohl bei Menschen als auch Hunden. Wissenschaftliche Erkenntnisse belegen, dass bestimmte Makro- und Mikronährstoffe, eine ausgewogene Mineralstoffzufuhr sowie die Vermeidung spezifischer Zutaten für die optimale Nebennierengesundheit entscheidend sind.

  • Low-Carb oder ketogene Ernährung, getreidefrei, mit hochwertigen und nährstoffreichen Zutaten – fördert stabile Blutzuckerwerte, senkt die Insulin- und Cortisolausschüttung und entlastet so die Nebennieren
  • Verzicht auf Zucker sowie verarbeitete Kohlenhydrate und Getreide - trägt zu stabilen Blutzuckerwerten bei und kann die Cortisol- und Insulinausschüttung reduzieren
  • Ausreichende Salzaufnahme: Patienten mit Nebennierenschwäche haben oft einen Natriummangel, daher wird ein hochwertiges (reines) Salz wie Himalayasalz empfohlen.
  • Zusätzliches Salz ist nicht schädlich, wenn es mit mehr Kalium ausgeglichen wird
  • Kaliumreiche Nahrung: Grünes Gemüse, Spinat, für Menschen auch Avocado (nicht für Hunde) – Kalium gleicht Natrium aus und stabilisiert Muskeln und Nerven
  • Hochwertige Proteinquellen: Eier, Fisch, Wild, Bio-Fleisch, Nüsse und Hülsenfrüchte dienen als Lieferanten essenzieller Aminosäuren.
  • Pflanzenbasierte Komponenten: Gemüse und Blattgrün stellen wichtige Mikronährstoffe sowie sekundäre Pflanzenstoffe für die Unterstützung der Nebennierenfunktion bereit
  • Innereien: Bio-Leber und Dorschleber liefern B-Vitamine, Vitamin A, Eisen und Zink, die für Hormonsynthese und Stressregulation wichtig sind.
  • Omega-3-Fettsäuren: Die Supplementierung mit hochwertigen Fetten, beispielsweise aus Lebertran und Algenöl, unterstützt das Immunsystem und kann entzündungsregulierend wirken.
  • Flüssigkeitszufuhr: Eine ausreichende Wasseraufnahme bleibt zwingend, da die Nebennieren die Regulation des Flüssigkeitshaushalts beeinflussen
  • Bei Menschen: Verzicht auf Koffein, Alkohol, Nikotin

2. Zentrale Mikronährstoffe für Menschen und Hunde

Kategorie

Empfohlene Substanz

Grund/Wirkung

Mineralstoffe

Natrium, Kalium, Magnesium, Natrium

Blutdruckstabilisierung, Nervenleitung, Cortisolbalance

B-Vitamine

B1, B3, B5, B6. Natürliche Quellen: Nährhefe, Bio-Leber

Energieproduktion, Stressresistenz

Vitamin C

Nur für Menschen nötig (Hunde bilden Vitamin C selbst), dafür in hoher Dosis. Natürliche Quellen: Acerola, Camu Camu, Amla, Hagebutte

Nebennieren enthalten die höchsten Vitamin-C-Konzentrationen im Körper

Zink und Kupfer

Verhältnis 10 : 1
Natürliche Quellen: Leber, Schalentiere

Enzymaktivität bei Hormonproduktion

Adaptogene Kräuter

Nur für Menschen: Ashwagandha, Rhodiola rosea, Ginseng, Süßholzwurzel. Für Hunde bislang nicht ausreichend erforscht.

Hormonregulierung, insbesondere Cortisol, verbesserte Stressanpassung

 

3. Lebensstil: Schlaf, Stressmanagement & Bewegung

  • Schlaf: Mindestens 7–8 Stunden, davon insbesondere 2 Stunden vor Mitternacht – in dieser Zeit regenerieren Nebennieren besonders stark
  • Stressreduktion: Meditation, Spaziergänge, Atemübungen
  • Regelmäßige Mahlzeiten: Keine ständigen Snacks – nur so werden Blutzucker und Insulin stabilisiert und die Nebennieren entlastet.
  • Bewegung: Sanfte Aktivitäten wie Spaziergänge, Yoga, leichtes Krafttraining fördern die Nebennierenerholung

4. Pflanzliche Unterstützung 🌱

Für Hunde:

  • Heilpilze wie Reishi und Cordyceps: unterstützen Nebennieren, Immunsystem und Leber

Nur für Menschen:

  • Süßholzwurzel: verlängert die Wirkung von Cortisol im Blut, kann helfen bei niedrigem Blutdruck und Erschöpfung (⚠️ nicht bei Bluthochdruck verwenden)
  • Ashwagandha: senkt übermäßiges Cortisol, stabilisiert gleichzeitig Schilddrüse und Nebennieren
  • Rhodiola rosea: fördert mentale Energie, reduziert Stresssymptome

Fazit: Nebennieren nachhaltig stärken

Die Nebennieren lassen sich nicht mit Stimulanzien heilen - sondern durch eine Kombination aus Stressreduktion, Elektrolytausgleich, Kohlenhydrat- und Zuckervermeidung und naturbelassener, hochwertiger Ernährung.

Studien und Hinweise

Nebennierenschwäche beim Menschen ("Adrenal Fatigue")

Es existiert laut aktueller systematischer Reviews keine gesicherte medizinische Definition oder Diagnose für "Adrenal Fatigue".

HPA-Achsen-Dysfunktion & Symptome bei Menschen

Hinweise auf eine beeinträchtigte HPA-Achse gibt es z.B. beim chronischen Fatigue-Syndrom, inklusive verringerter Adrenalgröße und Hypofunktion.

  • Scott LV et al., 1999: CT-Untersuchung bei CFS-Patienten zeigt reduzierte Adrenalgröße.
    Scott LV, Teh J, Reznek R, Martin A, Sohaib A, Dinan TG. Small adrenal glands in chronic fatigue syndrome: a preliminary computer tomography study. Psychoneuroendocrinology. 1999 Oct;24(7):759-68. doi: 10.1016/s0306-4530(99)00028-1. PMID: 10451910.

  • Zhang YD et al., 2024: Neuroendokrine Mechanismen beim chronischen Fatigue-Syndrom.
    Zhang YD, Wang LN. Research progress in the treatment of chronic fatigue syndrome through interventions targeting the hypothalamus-pituitary-adrenal axis. Front Endocrinol (Lausanne). 2024 Apr 10;15:1373748. doi: 10.3389/fendo.2024.1373748. PMID: 38660512; PMCID: PMC11039924.

Ernährung & Mikronährstoffe (Mensch & Hund)

Vitamin C, B-Vitamine, Mikronährstoffe und Antioxidantien zeigen positive Effekte auf die Glukokortikoidfunktion und die allgemeine Adrenalgesundheit.

  • Soetedjo NNM, 2025: Vitamin C, B1 und B6 normalisieren Adrenal-Gesundheit.
    Nanny Natalia Mulyani Soetedjo, The role of nutrition in various endocrine and metabolic diseases, Clinical Nutrition Open Science, Volume 62, 2025, Pages 164-188, ISSN 2667-2685

  • EFSA: Pantothensäure (Vitamin B5) trägt zur Verringerung von Müdigkeit bei.
    https://efsa.onlinelibrary.wiley.com/doi/pdf/10.2903/j.efsa.2010.1758

  • Patani A, 2023: Antioxidantien helfen gegen oxidativen Stress und Adrenalhormon-Dysbalancen.
    Patani A, Balram D, Yadav VK, Lian KY, Patel A, Sahoo DK. Harnessing the power of nutritional antioxidants against adrenal hormone imbalance-associated oxidative stress. Front Endocrinol (Lausanne). 2023 Nov 30;14:1271521. doi: 10.3389/fendo.2023.1271521. PMID: 38098868; PMCID: PMC10720671.

  • Goldstein DS, 2010: Adrenalantworten auf Stress.
    Goldstein DS. Adrenal responses to stress. Cell Mol Neurobiol. 2010 Nov;30(8):1433-40. doi: 10.1007/s10571-010-9606-9. PMID: 21061156; PMCID: PMC3056281.

Nebenniereninsuffizienz/Hypoadrenokortizismus bei Hunden

Die klassische Erkrankung ist das sogenannte Addison-Syndrom (hypoadrenocorticism), gekennzeichnet durch chronische Mattigkeit, Magen-Darm-Probleme, Schwäche, Elektrolyt-Ungleichgewichte und mehr.

  • Hauck C et al., 2020: Prävalenzstudie bei Hunden mit chronischen gastrointestinalen Beschwerden; Hypoadrenokortizismus in 4% der Fälle, Symptome vergleichbar wie oben aufgelistet.
    Hauck C, Schmitz SS, Burgener IA, Wehner A, Neiger R, Kohn B, Rieker T, Reese S, Unterer S. Prevalence and characterization of hypoadrenocorticism in dogs with signs of chronic gastrointestinal disease: A multicenter study. J Vet Intern Med. 2020 Jul;34(4):1399-1405. doi: 10.1111/jvim.15752. Epub 2020 Jun 23. PMID: 32573832; PMCID: PMC7379021.

  • Massey J et al., 2013: Charakterisierung der Erkrankung.
    Massey J, Boag A, Short AD, Scholey RA, Henthorn PS, Littman MP, Husebye E, Catchpole B, Pedersen N, Mellersh CS, Ollier WE, Kennedy LJ. MHC class II association study in eight breeds of dog with hypoadrenocorticism. Immunogenetics. 2013 Apr;65(4):291-7. doi: 10.1007/s00251-013-0680-2. Epub 2013 Jan 29. PMID: 23358933.

  • Vincent AM et al., 2021: Wirksamkeit von verschiedene Behandlungsprotokollen bei Hunden.
    Vincent AM, Okonkowski LK, Brudvig JM, Refsal KR, Berghoff N, Olivier NB, Langlois DK. Low-dose desoxycorticosterone pivalate treatment of hypoadrenocorticism in dogs: A randomized controlled clinical trial. J Vet Intern Med. 2021 Jul;35(4):1720-1728. doi: 10.1111/jvim.16195. Epub 2021 Jun 10. PMID: 34114259; PMCID: PMC8295656.

  • Hupfeld J et al., 2023: Herausforderungen & Therapie bei Hundebesitzern mit erkrankten Hunden.
    Hupfeld J, Dölle M, Volk HA, Rieder J. A qualitative analysis of the impact of canine hypoadrenocorticism on the quality of life of owners. BMC Vet Res. 2023 Sep 9;19(1):152. doi: 10.1186/s12917-023-03716-y. PMID: 37689678; PMCID: PMC10492351.

  • StatPearls: Überblick zu Adrenaler Insuffizienz.
    Huecker MR, Bhutta BS, Dominique E. Adrenal Insufficiency. [Updated 2023 Aug 17]. In: StatPearls [Internet]. Treasure Island (FL): StatPearls Publishing; 2025 Jan-. 

Darmmikrobiom & Adrenal-Funktion

Das intestinale Mikrobiom beeinflusst nach aktuellen Studien direkt die Nebennierenfunktion.

  • Liu T et al., 2024: Kausalbeziehung zwischen Darmmikrobiota und Adrenalgesundheit im Menschen (Nature Scientific Reports).
    Liu, T., Ji, H., Li, Z. et al. Gut microbiota causally impacts adrenal function: a two-sample mendelian randomization study. Sci Rep 14, 23338 (2024). https://doi.org/10.1038/s41598-024-73420-w

 


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